Daniel Erdmann’s Velvet Revolution

Daniel Erdmann_tenor sax
Theo Ceccaldi_viola & Violin
Jim Hart_vibraphon

www.daniel-erdmann.com

NEW CD: Message In A Bubble BMC Records, 09/2023

Daniel Erdmann’s Velvet Revolution – Message In A Bubble

Velvet, die dritte. Nach einem Augenblick der Schwerelosigkeit (A Short Moment of Zero G, 2016) und der Weigerung, einer Fahne zu folgen (Won’t Put No Flag Out, 2019), nun Botschaften aus einer Blase (Message in a Bubble).

Message in a Bubble – natürlich kommt einem sofort der lautmalerisch ähnliche Hit von Gordon Sumner in den Sinn, dessen Bassfigur Gil Evans Ende der 1980er Jahre zur Zusammenarbeit mit dem (damals noch, wenngleich bereits mit dem Jazzvirus infizierten) Rockmusiker veranlasste. Stings Hit erzählte von einem auf einer Insel Gestrandeten, der eine Flaschenpost ins Meer wirft, um sich seiner Einsamkeit zu erwehren. In der Hoffnung, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Eines Morgens, nachdem über ein Jahr antwortlos vergangen ist, kommt er an den Strand und findet unzählige Flaschen mit an ihn gerichteten Botschaften. Die Schlüsselzeile des Songtextes: „Scheint, als wär ich nicht allein einsam“ (Seems I’m not alone at being alone).

Hier greift Daniel Erdmann an: Dem durchlebten, bis ins Mark erfahrenen Alleinsein (in unterschiedlichen Abstufungen) zu Zeiten der Pandemie setzen die ‚Samtenen Revolutionäre‘ ein Zeichen der Hoffnung entgegen. Kein ’SOS‘ ist es, das von Velvet ausgeht, sondern die Hoffnung auf ein Ende des Alleinseins, auf Austausch, auf ein Miteinander. Darauf, dass die ‚Blase‘ aufbricht – nicht nur im pandemiebezogenen Sinne. Begründete Skepsis angesichts der außermusikalischen Wirklichkeit inbegriffen. Daniel Erdmann macht im Naheliegenden, im Einzelnen und Besonderen, stets noch das Allgemeine sichtbar.

Das Trio – Daniel Erdmann, Theo Ceccaldi und Jim Hart – lebt dieses Miteinander: Es hat sich seit seiner Gründung 2015/16 organisch zu einer Band entwickelt, in der das Ganze mehr ist als die Summe seiner einzelnen Bestandteile. Zwar ist es ganz und gar Daniel Erdmanns Projekt, doch haben sich Theo Ceccaldi und Jim Hart im Laufe der Zeit deutlich ‚emanzipiert‘. Das wurde bereits an den Aufnahmen zur zweiten Platte am größeren improvisatorischen Anteil der beiden deutlich. Gleiches setzt sich hier fort. Zudem steuern alle je drei Kompositionen zu den neun Titeln der CD bei. Das ist etwas, das Daniel Erdmann von Anfang an Anliegen gewesen ist. Wenn es – neben den ausgesprochen hoch einzustufenden musikalischen Fähigkeiten Daniel Erdmanns als Spieler, Komponist und Arrangeur – eine Eigenschaft gibt, die man als seine Stärke bezeichnen kann, dann die: Er ist in der Lage ‚seine‘ Musiker in dem Sinne besser zu machen, dass sie sein Projekt zu ihrem werden lassen, den Klang verinnerlichen, den er im Ohr hatte, als er sich einst auf die Suche nach den Musikern begab, mit dem dieser Klang Wirklichkeit werden könnte.

Was daraus entsteht; ein intensives und dichtes, ineinander verwobenes Musizieren, eine traumwandlerische Sicherheit in der Reaktion, ein zutiefst beseeltes Geben und Nehmen.

Nur ein Beispiel: Jim Hart eröffnet das erste Stück (aus der Feder Theo Ceccaldis) mit einer ostinaten rhythmischen Figur auf dem Vibraphon, über die Theo Ceccaldi mit der Viola improvisatorisch melodische Akzente setzt, die Daniel Erdmanns Saxofon aufgreift, um aus ihnen seinerseits eine ausladende Improvisation zu entwickeln, unter die Theo Ceccaldis nun gezupftes Instrument eine rhythmische Grundlage legt, die anschließend, von Daniel Erdmann aufgegriffen, Jim Hart den Raum zu improvisatorischem Flug eröffnet und ihn gleichzeitig erdet. Ein in je unterschiedlichen Wandlungen offenes Gestaltungsprinzip.

Auf dieser Basis des emanzipierten Miteinanders haben alle drei den nötigen Raum, ihre je eigenen Geschichten musikalisch zu erzählen. Vom Melodischen kommend, die Tradition – nicht nur die des Jazz – selbstverständlich im Materialkoffer, den sie vom Barock bis zur Atonalität nach Belieben und Notwendigkeit zusammensetzen (oder auch auseinandernehmen), kammermusikalische Symphoniker mit Humor (The Velvet Tango), immer wieder Traditionen brechend und die Grenzen der Konvention überschreitend auf der Suche nach dem Neuen, dem Ungesagten, dem noch Unbekannten, die Wirklichkeit umarmend und aus ihr mit Phantasie und Leidenschaft Alternativen schaffend.

Daniel Erdmann wurde 1973 in Wolfsburg geboren. Er spielt seit 1983 Saxophon und studierte u.a. bei Gebhard Ullmann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Er nahm Alben für verschiedene Labels auf, u.a. BMC, ENJA, ACT, LABEL BLEU, INTAKT und spielt weltweit Konzerte mit Bands und Musikern wie Das Kapital, Vincent Courtois, Aki Takase, Carlos Bica, Heinz Sauer, Samuel Rohrer, Henri Texier. 2014 gründete er die deutsch-französische Compagnie DAS ATELIER und seine neue Band Daniel Erdmann´s Velvet Revolution mit Théo Ceccaldi und Jim Hart. Das erste Album der Band bei BMC Records wurde mit dem Jahrepreis der deutschen Schallplattenkritik und einem Echo Jazz ausgezeichnet. Im Herbst 2020 wurde Daniel Erdmann im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals der renommierte SWR-Jazzpreis verliehen. Im Juni 2021 wurde ihm der erstmalig vergebene Deutsche Jazzpreis verliehen.

Theo Ceccaldi wurde 1986 in Orleans geboren und ist der aufstrebende junge Jazzmusiker Frankreichs. 2014 wurde er von Jazz Magazin in Paris als „Entdeckung des Jahres“ gefeiert. 2016 dann vom Jazz Magazin zum Musiker des Jahres gekürt. Er ist Mitglied im Orchestre National de Jazz, spielt mit seinem eigenen Trio, dem IXI Streichquartett, in Hans Lüdemanns Band TEE, dem Joelle Leandre Tentett und anderen. Er ist Mitbegründer des Tricollectifs, wo er mit seinem Bruder Valentin, dem Pianisten Roberto Negro und anderen sehr aktiv ist. 2017 wurde er in Frankreich als Neuentdeckung des Jahres mit dem renomierten Musikpreis „Victoires“ ausgezeichnet.

Jim Hart wurde 1983 in Plymouth geboren und ist einer der gefragtesten Musiker seiner Generation. Lange Zeit in London ansässig, ist er Mitbegründer des Loop Collective. Er nahm diverse CDs it seinem Cloudmakers Trio und dem Jim Hart Quartet auf. Desweiteren spielte er (auch als Schlagzeuger) mit Kenny Wheeler, Cleo Laine und vielen anderen. Derzeit ist er Mitglied in den Bands von Julien Loureau und Marius Neset. Er gewann mehrere Britsh Jazz Awards und war mehrfach im Downbeat Readers Poll zu finden.

Presse (Message In A Bubble)

„Message in a Bubble“ ist das dritte Album des Trios Velvet Revolution, und wenn die beiden Vorgänger nicht schon so herausragend gewesen wären, müsste man sagen: Es ist ihr bestes.
Die Arbeitsweise der drei hat sich so verdichtet und kollektiviert, dass es eine reine Freude ist, den schnellen Rollenwechseln, der immer wieder entstehenden kontrastreichen Nähe und den überraschenden Klang-Blüten zuzuhören. Wie Jim Hart am Vibraphon mit einer ostinaten rhythmischen Figur vorangeht, wie Théo Ceccaldi an der Geige eine melodische Wolke dahinter aufziehen lässt und dann in ein markantes Pizzicato abbiegt, das Daniel Erdmann aufgreift und in einer freigeistigen, warm tönenden Improvisation verarbeitet, aus der heraus er das Saxofon in ein Rhythmusinstrument umdeutet und Hart die Gelegenheit zu einem vielschichtigen Abflug gibt – das ist großes Trio-Kino. Das ist
passgenaues und überaus inspiriert komponiertes Material, klanglich zugleich hoch verdichtete wie traumhaft transparente Musik. Bewundernswerte, disziplinierte Virtuosität und ein umsichtiger, stets dreifach multiplizierter Überblick übers Ganze.
Frankfurter Rundschau, H.-J. Linke, September 2023

Daniel Erdmanns langlebiges Trio Velvet Revolution wächst nun noch stärker als ein Gefüge gleichberechtigter Mitspieler zusammen. Vibraphonist Jim Hart erdet die aufstrebenden Anteile in der Musik, die von Théo Ceccaldi und Erdmann ausgehen, um sie gleich darauf aus der Vogelperspektive zu überfliegen. Und schön, wie die drei die traditionellen Funktionen ihre Instrumente immer wieder transzendieren. Mal übernimmt der Tenorist Bassfunktionen, der Geiger vollführt wahre Pizzicato-Wunder, ermöglicht auch und gerade durch die tieferen Register der Viola, das Vibraphon unternimmt improvisatorische Höhenflüge und bringt gleich darauf ein abfliegendes Trio wieder zurück auf den Boden. Im Prinzip können alle alles und spielen herrlich mit Traditionalismen herum, und vor allem Erdmann beweist immer wieder einen feinen Sinn für Rock und Groove. Die Musik atmet den Geist eines Minimalismus, der sich nie in endlosen Schleifen ergeht, stets passiert Unerwartetes. Diese Band ist jetzt schon gebucht für den Soundtrack meines privaten Spielfilms. jazzthetik, Jan Kobrzinowki, 09/10 2023

Presse (Won’t Put No Flag)

„Drei der spannendsten Musiker, die sich extrem viel zu sagen haben und sich auf dem vorliegenden Album in einen Spielrausch steigern, der hervorragend die starken Konzerteindrücke dieses Trios vor allem aus diesem Jahr widerspiegelt. Daniel Erdmann, ein Saxofonist mit Leidenschaft und hohen Idealen vereint sich hier mit Theo Ceccaldi, dem wohl zurzeit aufregendsten Violinisten am Jazzhimmel, und dem Briten Jim Hart zur „samtenen Revolution“ – so nennt Daniel Erdmann seine Band. Solche Emotionen katapultiert das Trio ganz ohne Worte und Umwege in die Köpfe ihrer Hörer. Daniel Erdmanns Tenorsaxofon haut seine spielerischen Manifeste raus, schwelgt in jubelnden Linien, erzählt Geschichten und streichelt die Seele, vereint in seinem Spiel Melancholie, Wärme, Aufruhr, manchmal alles gleichzeitig. In beredte Schwingung gerät es durch die repetitiven Muster und Impulse von Jim Harts Vibrafon. Das alles wird umso intensiver aufgeladen durch die aufregendenAkzente und Interventionen auf der Violine, die ihresgleichen suchen. Ceccaldi verkörpert jenen Musikertypus, bei dem das Instrument, das er bedient, fast sekundär ist – so übermächtig füllt Ceccaldis rohe Kreativität gepaart mit einem kompromisslosen darstellerischen Willen auf dem Instrument den Klangraum. Dieses Hörerlebnis ist allumfassend. Es türmt allerhand harmonische und solistische Abenteuer auf, die auf eine höhere Ebene entführen. Und damit taugt diese grandiose CD für sanfte Revolutionen in einer sich immer hysterischer gebärdenden Welt.“ jazzthetik 11-12/2019, Stefan Pieper

Stereoplay CD des Monats September 2019„[…] Durch die spezielle Besetzung wird ein anderes Klangfarbenspektrum aufgerufen als gewohnt. Da ist zum einen das eloquent gespielte, stellenweise in überblasene, hoch expressive Passagen mündende Saxophon, das aber nie die Noblesse verliert. Dazu fügt sich Ceccaldis nuancenreiche, stilistisch weitschweifende Geige (und stellenweise Bratsche), die unkonventionell offen ohne die übliche Saitenmuskelspiele virtuos agiert. Jim Harts Vibraphon ist als perkussives Harmonieinstrument ein weiterer Gegensatz, der der Musik Fülle gibt, ohne sie zu überladen. Zusammen klingen sie kammerjazzig essentiell, ein Fest improvisierender Präsenz.“ Stereoplay, 09/2019, Ralf Dombrowski

„Es ist wahrscheinlich überflüssig zu betonen, dass hier ein Trio musiziert, dessen kammerjazzige Präsenz und gestalterische Finesse bezaubern. Weil das Album ein Album ist. Und weil hier drei Künstler hinreißend harmonieren.“ jazzthing 09-10/2019

„Ein Trio, dem weder Avantgarde, Balladeskes, Blues, Bebop, Groove und Klassik fremd ist. Neben den spannenden Kompositionen des Saxophonisten glänzt allerdings ein Titel ganz besonders, nämlich die einzigartige Version von Harold Arlen’s „Over The Rainbow“. concerto, 11/2019

Presse ( A Short Moment of Zero G):

„Ein Deutscher, ein Franzose und ein Engländer machen eine Aufnahme in Ungarn, lassen in Frankreich mischen und in Belgien mastern. Ein kleines Meisterwerk der doppelbödigen Bescheidenheit.“ Hans-Jürgen Schaal, Fidelity, 01/2017

 „Ohne sich in den Vordergrund zu drängen, nur durch die Kraft seiner Musik hat sich Daniel Erdmann während des vergangenen Jahrzehnts als maßgeblicher Tenorsaxofonist der europäischen Jazzwelt etabliert. Velvet Revolution nähert sich auf „A Short Moment Of Zero G“ mit viel Emphase den Möglichkeiten melodischer Kommunikation in ungewöhnlicher Kleinbesetzung. Das ist feine Erzählkunst mit viel Assoziationsfreiheit für die Hörer.“  Ralf Dombrowski, Stereoplay

„Wenn es eine Liste der Stars des aktuellen deutschen Jazz gäbe, dann stünde der Name Daniel Erdmann auf einem der vorderen Plätze. Einer der mit seinen Trios und Quartetten höchstes Niveau garantiert. Mit Velvet Revolution, seiner neuesten Band, erntet er die Früchte seiner Offenheit.“ Stefan Hentze, Die Zeit

„Es ist stimmungsvoll und auf eine ungemein behutsame Art intensiv, wie die drei Atmosphären und Themen entwickeln, und dabei, sich in fließendem Wechsel umspielend, Vorder- und Hintergründe der Musik ausleuchten. Wie das Trio das Konkrete, die harmonischen Formen und die Rhythmen von Daniel Erdmanns Kompositionen mit dem wirbelnden und losgelösten Ausdruck aus dem Moment heraus kombiniert, klingt nach großer innerer Freiheit und ist Ton für Ton spannend.“ Beate Sampson, BR Klassik

„Die Musik des Trios ist fantasieanregend, inspirierend, die perfekte Begleitmusik für eine Reise zu neuen Horizonten, in unbekannte Gefilde, in innere und äußere Welten“ Rainer Bratfisch, Jazzpodium

Jahrespreis

Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik

Auf diesem Album weben der Saxofonist Daniel Erdmann und seine Mitstreiter im Trio Velvet Revolution ein filigranes Geflecht aus exakt geplanten Kompositionen und feinsinnig mit dem Material spielenden Improvisationen. Ähnlich weit gefächert ist die Ausdrucksskala der drei Musiker. So weckt Erdmanns Spiel Erinnerungen an den voluminösen Klang der Mainstream-Tenoristen wie auch an die rauen Sounds der Free-Ära. Das Spektrum des Geigers Théo Ceccaldi reicht von weichen Kantilenen bis zu rauem Kratzen, und der Vibraphonist Jim Hart steuert zarte Klangflächen und harte Impulse bei. Ein Hauch von coolem Swing und die Freude an pointillistischen Klangtupfern und unerwarteten Wendungen durchwehen die elf Stücke. Diese „samtene Revolution“ erschafft, was der Albumtitel verspricht: kurze Momente der Schwerelosigkeit. (Für den Jahresausschuss: Werner Stiefele)

pdsk

Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik
Bei aller Lust am gemeinsamen Schweben wird das Spiel dieses Trios von prägnanten melodischen Statements durchzogen und das im Laboratorium der Klänge frei gesetzte Material mit gestaltbildender Kraft ausgeformt. Der neuen Band des Tenorsaxophonisten Daniel Erdmann mit dem französischen Bratscher bzw. Violinisten Théo Ceccaldi sowie dem Engländer Jim Hart am Vibraphon gelingt eine vom Geist der Improvisation durchpulste interaktive Kammermusik, die in ihrem filigranen Charakter zugleich die Stärke emotionaler Mitteilung offenbart. Der Gestus ist erzählend und dringlich, nie illustrierend oder agitatorisch. Diese Musik will Bezug nehmen zu dem, was ringsum in der Welt geschieht. Und sie begibt sich dabei selbst auf den Weg einer sanften, aber konsequent vorangetriebenen Veränderung. Note 1. (Für die Jury: Bert Noglik)

, Stefan Hentz

Trio Photo below, István Huszti

Trio Photo Below, Maxim Francois

Trio Photo below, nicolas dhondt

velvet revolutionWeb

Daniel Erdmann below, photo Dirk Bleicker

Daniel Erdmann tenor sax / Samuel Rohrer drums#

Trio Photos below: Krisztina Csendes